KIRRBERG – EIN BEMERKENSWERTES DORF


Kirrberg ist ein bemerkenswertes Dorf, in dem man Pfennige und Goldmark, französische Franken und Silbergeld, Reichsmark und Saarfranken, D-Mark und Milliarden brauchte, um den Mitgliedsbeitrag beim Turnverein zahlen zu können.

1906 im Gründungsjahr des Turnvereins gehörte Kirrberg als selbständige Gemeinde des Landkreises Homburg der bayrischen Pfalz an und wurde von König Otto I. (1886-1912), vertreten durch Prinzregent Luitpold (1886-1912), regiert. Anschließend übernahm Prinzregent Ludwig III. (1912-1913) die Prinzregentschaft und erhielt 1913 die Königswürden bis 1918.

Ein Ort zwischen den Grenzen

Schon ab 1911 gab es in Kirrberg wegen seiner Grenzlage zu Frankreich immer wieder größere Einquartierungen von Soldaten bei grenznahen Manövern und von Westwallarbeitern.

Nach der Niederlage im 1. Weltkrieg und dem Untergang der Monarchie wurde Kirrberg am 2. Dezember 1918 von französischen Truppen besetzt.

Ab dem 1. Januar 1920 wurde Kirrberg auf der Grundlage des Versailler Vertrages dem Landkreis Zweibrücken angegliedert.

Kirrberg wird nicht nur von Homburg abgetrennt, sondern auch vom gesamten Saargebiet, das durch ein Mandat des Völkerbundes vom Deutschen Reich getrennt und von den Franzosen verwaltet wird.

Am Anstaltstor (Eingang zur Universitätsklinik) werden französische Zöllner stationiert, in den Zollhäusern (Ausgang Kirrberg) wohnen die deutschen Zöllner. Kirrberg wird Grenzdorf und bekommt als Teil des Deutschen Reiches die Weimarer Verfassung und den Reichspräsidenten Friedrich Ebert.

Die Trennung vom Saargebiet, dem es dank Kohle und Stahl wirtschaftlich sehr gut ging und die Tatsache, dass der Wert der deutschen Mark gegenüber dem französischen Franken immer weiter sank, wirkte sich auf die Beschäftigten in Kirrberg sehr unterschiedlich aus.

Während beispielsweise die im Saargebiet und in Frankreich entlohnten Beschäftigten ihre in Mark finanzierten Häuser oft mit einem Monatslohn in Franken bezahlen konnten, wurde die finanzielle Situation der Übrigen immer schlimmer.

Ende 1923 kostete in Kirrberg ein Laib Brot 500 Milliarden Mark. Und auch der Vereinsbeitrag ging in die Milliarden.

Ab 1924 erhielten die Kirrberger Gruben- und Hüttenarbeiter von den Franzosen keine Einreisegenehmigung mehr für das Saargebiet.

Die wirtschaftliche Situation im Dorf wurde immer problematischer. Es wurden Sammlungen für bedürftige Familien durchgeführt und die finanzielle Situation war so schwierig, dass allen Banken in der Pfalz der Geschäftsverkehr mit der Gemeinde Kirrberg untersagt wurde. 1928 wurde wegen Zahlungsunfähigkeit die Stromversorgung Kirrbergs durch die Pfalzwerke eingestellt.

1930 reichte Kirrberg eine Bittschrift bei der Bayrischen Staatsregierung ein, worin auf den Notstand wegen der Grenzlage hingewiesen wurde.

1931 gab es in Kirrberg 180 Arbeitslose. Im Gasthaus Müller (heute Pulver) wurde eine Parteizelle der NSDAP gegründet.

Hatten 1928 bei den Wahlen 31 Wahlberechtigte die Nationalsozialisten gewählt, so waren es 1933 bei der Reichstagswahl 218.

1935, nach Ablauf des 15-jährigen Mandats des Völkerbundes und der französischen Verwaltung, entscheidet sich das Saargebiet zur Rückkehr ins Deutsche Reich. Jedoch wurde es nicht, wie vor 1920, wieder an Preußen oder Bayern angegliedert, sondern existierte fortan als eigenständiges Gebiet unter dem Namen Saarland. Dies entschärfte die wirtschaftliche Situation in unserem Ort und Kirrberg war in der Lage seine Schulden zu bezahlen.

Ab 1937 gab es wieder Einquartierungen von Westwallarbeitern, bis zum Herbst 1938 wurden 600 von ihnen in Privat-, Wirtshäusern und Schulsälen untergebracht. Es wird gesagt: „Leichtlebige, abenteuersuchende Männer waren darunter, die das gut verdiente Geld schnell wieder ausgaben in einer Art, dass gute Sitten darunter litten.

Nach der Niederlage im 2. Weltkrieges wurde das Saarland 1945 dem alliierten Kontrollrat entzogen und Frankreich unterstellt. Es wurde vom restlichen Deutschen Reich abgetrennt. Kirrberg wurde zum zweiten Mal Grenzdorf.

Als die Saarländer im Jahre 1948 ihre  eigene Staatsbürgerschaft (die Sarrois) erhielten, wurde Kirrberg sozusagen zum Niemandsland zwischen dem Saarland und dem Reich. Schlagbäumebefanden sich mitten im Ort.

Volksabstimmung und Rückangliederung

Dieser auf Dauer untragbare Zustand wurde aufgehoben, als die Menschen in Kirrberg  bei der Volksabstimmung am 23.04.1949 mit einer überwältigenden Mehrheit für die Rückangliederung an das Saarland stimmten. Als am 24.04.1949 am Grenzposten hinter dem Landeskrankenhaus(Anstaltstor) das Protokoll unterschrieben wurde, war Kirrberg mit seinen damals 1860 Seelen offiziell als letzte Gemeinde an das Saarland angegliedert.

1955 sprachen sich die Bewohner in der Saarabstimmung mehrheitlich dafür aus, das Land an Deutschland anzuschließen.

Am 1. 1. 1957 wurde das Saarland als 10. Bundesland an die Bundesrepublik Deutschland angegliedert. Der wirtschaftliche Anschluss fand jedoch am 6. Juli 1959, mit dem Tag “X”, mit der gleichzeitigen Einführung der D-Mark statt.

1974 wurde eine Gebiets- und Verwaltungsreform durchgeführt und seit dem 01.04.1974 ist Kirrberg ein Stadtteil der Kreisstadt Homburg.

DIE GESCHICHTE UNSERES VEREINS

VON DER GRÜNDUNG BIS ZUM KRIEG

1906 Gründung
Im Frühjahr des Jahres 1906 wurde in der Wirtschaft Junkes (heute „Alte Post“) von 7 Kirrberger Männern, dem Invaliden Dejon Anton, dem Maler und Anstreicher Didion Karl, dem Bergmann Frisch Karl, dem Wirt Junkes Michael, dem Bergmann Neumann Jakob, dem Maurer Sonntag Fritz und dem Anstreicher Sutter Alois der Turnverein gegründet. Der Verein bekam den Namen „Turnverein Gut Heil Kirrberg.“

Über das Ziel des Vereins steht in § 2 der Satzung: Der Zweck des Turnvereins ist Hebung und Förderung des Turnwesens als Mittel zur körperlichen und sittlichen Kräftigung.

Die Pflichten der Mitglieder werden in § 12 wie folgt beschrieben: Jedes Mitglied ist zur strengen und gewissenhaften Verfolgung der Satzungen und zur regen Teilnahme an den allgemeinen Angelegenheiten des Vereins verpflichtet. 30 Männer waren Ende des 1. Jahres im Verein unter dem ersten Vorsitzenden Karl Frisch Mitglieder.

1908
1908 wurde aus eigener Kraft ein Reck und ein Barren angeschafft, was große Anforderungen an die Opferbereitschaft der Mitglieder stellte, weil alle Anschaffungen durch freiwillige Spenden finanziert wurden. Bei der Firmung im Jahre 1908 in Kirrberg bildeten die Turner beim Empfang des Bischofs eine lebende Ehrenpforte und traten zum 1. Mal in der Öffentlichkeit auf.
1909
Gauturnfest Homburg: Erfolgreiche Teilnahme an ersten Wettkämpfen.
1910
Teilnahme an Wettkämpfen Urkunden als Leihgabe im Vereinsbesitz
1911
Der 1. Tanzball mit Kappensitzung wurde veranstaltet. Der Kassenbestand des Turnvereins belief sich auf 33 Mark.
1913
Alle Turner bis zum 22. Lebensjahr wurden zum Turnen verpflichtet. Das Versäumen einer Übungsstunde kostete 10 Pfennige.
1914-1918 Erster Weltkrieg
Der Verein ruhte, da die Mehrzahl seiner Mitglieder im Krieg war. 54 Turnbrüder verloren dabei ihr Leben.
1919
Der Turnbetrieb wurde unter dem 1. Vorsitzenden Jakob Mick wieder aufgenommen. Der Verein erlebte eine stetige turnerische und kulturelle Aufwärtsentwicklung. Kirrberger Turner wurden in die Gauriege aufgenommen, Kappensitzungen und Tanzbälle wurden für den Ort veranstaltet.
1922 Gründung der Frauenabteilung
Die 1. Frauenabteilung gegründet. Diese positive Entwicklung ging bis zum Jahre 1928, als sich die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in Deutschland derart änderten, dass am Vereinsleben kaum mehr Interesse bestand. Ein Liter Bier beim Turnfest kostete 72 Pfennige.
1928
Es gab sogar Überlegungen den Verein wegen Interessenlosigkeit der Mitglieder aufzulösen.
1932 Politische Vereinnahmung
Sieg im Mannschaftswettkampf über Einöd und Kirkel. Der Verein wurde ab diesem Jahr mehr und mehr politisch vereinnahmt, worauf die Hälfte der Mitglieder austrat.
1933
Im Zuge des Gleichschaltungsgesetzes wurde der Turnverein dem Deutschen Reichsbund für Leibeserziehung unterstellt. Besuch des Deutschen Turnfestes in Stuttgart
1935
In diesem Jahr wurden die Sitzungen nicht mehr mit „Gut Heil“ sondern mit „Heil Hitler“ eröffnet.
1937
Ab diesem Zeitpunkt gab es einen Schießwart und regelmäßige Schießübungen.
1938 Auflösung des Vereins
Der Verein wurde nach Beschluss der Generalversammlung vom 3. Dezember vom Vorsitzenden Karl Fröhlich abgemeldet.
1946
Das Omnisportgesetz der Alliierten verbot den Turnverein und ließ im Ort nur noch einen Verein zu. Bis zur Aufhebung dieses Gesetzes im Jahre 1950 existierte der Turnverein als Unterabteilung des 1945 gegründeten Sportvereins.

NEUGRÜNDUNG BIS ZUR HUNDERTJAHRFEIER

1950 Neugründung nach dem Krieg
Neugründung des Vereins unter Karl Fröhlich im Gasthaus „Zum Burger“. Stetige Aufwärtsentwicklung zum Breitensportverein.
1956
50-jähriges Stiftungsfest, 126 Mitglieder, Festzug durchs Dorf.
1958
Deutsches Turnfest in München.
1960
Anfang der 60-iger Jahre Fahrten nach Herzogenhorn.
1962
Gründung eines Spielmannszuges gemeinsam mit dem TV Homburg.
1963
Spiel- und Turnfest mit Festzug durchs Dorf.
1964
Verleihung der Urkunde zur Führung des Gemeindewappens als Vereinszeichen.
1965
Teilnahme der Leichtathleten am Gaukindertreffen in Erbach.
1966
Treffen saarländischer Musikzüge und Waldlaufmeisterschaften mit mehr als 500 Beteiligten. Jubiläum 60 Jahre TV: 3 Tage Festveranstaltung mit 23 Spielmannszügen.
1968
Teilnahme am Deutschen Turnfest in Berlin. Gerhard Regitz erringt beim Gaugeräte-Wettkampf den 1.Platz.
1969 Ausgründung Ski- und Wanderverein
Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft im Männerturnen in Waldorf; Trennung der Ski- und Wanderabteilung vom Turnverein mit Gründung eines eigenen Vereins.
1972
Gründung einer Tanzgarde durch Edmund Trier, Vater von Roswitha Duppe
1973
Vize-Saarlandmeister im Damen-Volleyball. Die Siebziger Jahre standen im Zeichen der „Frauenbewegung“; die Damenabteilungen wurden wie in den meisten anderen Vereinen zu den stärksten Gruppen. Verstärkter Einsatz der Musik beflügelte scheinbar die Übungsstunden. Gründung einer Leistungsgruppe Turnen; Teilnahme am Deutschen Turnfest in Stuttgart
1978
Deutsches Turnfest Hannover.
1983
Deutsches Turnfest in Frankfurt.
1985
Gründung einer Mutter-Kind-Gruppe; bei den Stadtmeisterschaften in der Leichtathletik ging der 1. und 2. Platz an den Turnverein Kirrberg.
1986
Abriss der alten Baracke. Bezug des Turnerheimes im alten Rathaus.
1987
Deutsches Turnfest Berlin; Gründung einer Seniorensportgruppe.
1989
Wendelin Sutter übergibt nach 25 Jahren die Vorstandschaft an Sebastian Müller.
1990
700-Jahr Feier der Gemeinde Kirrberg unter Mitwirkung des Turnvereins; Deutsches Turnfest in Dortmund-Bochum.
1991
Durchführung der „Aktiv-Erleben-Tage“; Saarlandmeisterschaften im Orientierungslauf; Gaumeister im Volleyball;
1992
2. „Turn-und Erlebniswochende“ mit über 100 Kindern; Dorfmeisterschaft im Hallenfußball: Bei den Männern siegte der Turnverein. Die Frauen belegten den 2. Platz
1993
1. Mitternachtsvolleyballturnier. Im Mai Götz-Wanderung in Kirrberg mit über 1000 Gästen.
1994
Deutsches Turnfest in Hamburg. Teilnahme 1. Weihnachtsmarkt.
1995
Verleihung des „Plus-Punktes-Gesundheit“ vom Saarländischen Turnerbund
1996
Vereinszeitung „Jump“ erscheint in einer Auflage von 500 Exemplaren; 90 Jahr Feier mit Festgottesdienst unter Mitwirkung der Tanzspielwerkstatt
1997
1. + 2. Platz bei den Saarlandmeisterschaften im weiblichen Turnen. Saarlandmeister im Volleyball.
1998
Selbstverteidigungskurse für Frauen; Deutsches Turnfest in München.
1999
Weihnachtsfeiern mit den Kleinsten.
2000
Saarlandmeisterin im Gerätturnen: Julia Martis.
2001
Weihnachtsmarkt Kirrberg: ab 2001 Beteiligung am Kinder- und Familienfest der Stadt Homburg; Deutsches Turnfest Leipzig; 1. Platz bei der Landesliga A;
2002
Letzter Faschingsball in Kirrberg.
2003
Kurse in Aerobic und Skigymnastik; 3 Saarlandmeister im weiblichen Turnen; Gauwinterwanderung mit 12 befreundeten Vereinen.
2004
Saarlandmeister in der Mannschaft; Teilnahme der Garde an einem Casting für Showgruppen.
2005
Erwerb einer Vereinsfahne; Deutsches Turnfest Berlin
2006 Hundertjahr-Feier
100 jähriges Jubiläum. Die Feier beginnt im Frühjahr mit einem Festgottesdienst und anschließendem Festempfang im alten Rathaus, findet im Sommer mit der AOK Radtour ihre Fortsetzung und endet im Herbst mit einer Musikveranstaltung der New Generation. Deutsche Mehrkampfmeisterin Elina Muschinka

GEGENWART

2007
Deutsche Mehrkampfmeisterin Elina Muschinka.
2008
Beginn der Ausbauarbeiten im Tal für das Sport,- und Kulturzentrum. Deutsche Mehrkampfmeisterin Elina Muschinka. Weitere sehr gute Platzierungen der Kirrberger Turnerinnen.
2009
Internetpräsens ab dem 28.02.2009; Vereinsmeiterschaft im Gerätturnen, erneut Spitzen-Plätze für die Kirrberger Turnerinnen. Zum ersten Mal bietet der Turnverein Basketball für Jugendliche an.
2010
Saarlandmeisterschaft im Trampolinturnen in Dillingen. Ein weiteres Jahr mit Spitzen-Platzierungen für die Turnerinnen und Turner des TV.
2011
Turnerinnen erreichen zum wiederholten Male Spitzenplätze auf Landesebene. Die Sportanlage im Tal wird zum größten Teil fertiggestellt.
2012
9. August: Eröffnung des Sport,-und Kulturgeländes im Tal; Kirrberger Turnerinnen schneiden erneut sehr gut ab: ein trauriges Datum in der Vereinsgeschichte: nach langer Krankheit verstirbt unser Turnbruder, 2. Vorsitzender und Ehrenmitglied Norbert Duppe.